Journalismus powered by ChatGPT? Studie zeigt, wie generative KI Einzug in internationale Nachrichtenredaktionen hält
In einer Zeit, in der technologische Entwicklungen unseren Alltag immer stärker beeinflussen, stehen wir möglicherweise an der Schwelle zu einer neuen Ära. Ähnlich wie die Erfindung des Internets unser Leben revolutionierte, könnte Künstliche Intelligenz (KI) einen ähnlichen Wandel herbeiführen. Besonders in den letzten Wochen hat die generative KI erheblich an Bedeutung gewonnen, angefeuert durch das Debüt des kostenlosen OpenAI-Modells ChatGPT. Ein Tool, das den Zugang zu dieser neuen Art der Technik erleichtert und für viele überhaupt erst zugänglich gemacht hat. Und während Menschen Hochzeitsreden und Hausaufgaben von ChatGPT erstellen lassen, ist auch die Arbeitswelt von dieser Entwicklung nicht unberührt geblieben.
Überall dort, wo Texte erstellt werden, ist die Debatte um ChatGPT nicht weit. Für technik- und digitalaffine Medienunternehmen ist das Thema KI nicht neu, da Redakteure, Vertriebsmitarbeiter und Datenspezialisten bereits seit Jahren bewusst oder unbewusst mit KI-Programmen und -Tools arbeiten. Es ist daher nicht überraschend, dass auch Nachrichtenredaktionen und Verlage sich mit generativer Künstlicher Intelligenz auseinandersetzen. Aber wie wird generative KI tatsächlich im Publishing und Journalismus eingesetzt? Und wie stehen die Verlage dazu? In einer gemeinsamen Studie mit dem Branchenverband WAN-IFRA sind wir diesen Fragen auf den Grund gegangen und liefern erste konkrete Zahlen.
Im Mai 2023 haben wir Nachrichtenredakteure, Journalisten und Führungskräfte aus dem Verlagswesen aus der ganzen Welt befragt, wie sie Anwendungen wie ChatGPT nutzen. Über 101 Teilnehmer gaben an, wie generative KI bei ihnen heute eingesetzt wird, und zeigten damit die Vielfalt der Standpunkte in der Branche.
Vielfältige Standpunkte, grundsätzliche Offenheit
So gibt fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten an, dass sie KI-Tools wie zum Beispiel ChatGPT in ihren Newsrooms bereits einsetzen. In den Medienhäusern scheint also zumindest eine große Neugier zu bestehen, sich mit den neuen technologischen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und Use Cases für den Einsatz zu testen.
Ganze 70% der Befragten betrachten Generative KI als nützliches Werkzeug, das ihnen bei ihrer täglichen Arbeit helfen kann. Dieses grundsätzlich hohe Maß an Akzeptanz unterstreicht das Potential, das Generative KI in der Medienbranche bieten kann.
Doch bei all dem gilt es auch die andere Seite der Medaille zu betrachten – schließlich setzen auch 51 Prozent der Befragten noch keine KI in ihren Newsrooms ein. Selbst bei denjenigen, die bereits KI nutzen, ist die Anwendung dieser neuen Technologie nicht allzu weitreichend. So geben 70 Prozent der Befragten an, dass schätzungsweise nur bis zu 15 Prozent der Journalisten KI-Tools wöchentlich nutzen. Es gibt also durchaus Raum für Wachstum.
Viel Unsicherheit, großes Potential
Obwohl der Einsatz von KI-Tools in den Newsrooms voranschreitet, gibt es dennoch eine gewisse Unsicherheit und Herausforderungen, die damit einhergehen. Nicht zu vernachlässigende 18 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass weitere Entwicklung nötig ist, um das wirkliche Potential von ChatGPT & Co einschätzen zu können. 82 Prozent der Befragten stimmten zu, dass sie erwarten, dass die Einführung von KI Arbeitsplätze, Rollen und Verantwortlichkeiten verändern wird. Nur 14 Prozent der Befragten erwarten kaum Veränderungen. Beachtliche 38 Prozent der Befragten machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Arbeit infolge der Entwicklung der KI. Mehr als 8 von 10 Teilnehmern (85 Prozent) gaben an, dass ihre größte Sorge hinsichtlich der Anwendung von Generativer KI in der potenziellen Ungenauigkeit von Informationen und der Qualität des generierten Contents besteht. Diese Bedenken unterstreichen die Notwendigkeit eines umsichtigen Einsatzes von KI-Technologien, um eine genaue und vertrauenswürdige Berichterstattung zu gewährleisten.
Obwohl es viele Unsicherheiten gibt, zeigt sich insgesamt ein niedriger Widerstand gegen den Einsatz von KI in den Medienhäusern. Nur 4 Prozent der Befragten aus dem redaktionellen Management geben an, dass es erheblichen Widerstand gibt. Unter den Journalisten ist der Anteil mit 10 Prozent etwas höher, aber dennoch gering. Im Gegensatz dazu sagen 37 Prozent der Befragten im Redaktionsmanagement, dass sie keinerlei Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von KI erkennen. Unter den Journalisten liegt dieser Anteil bei 26 Prozent. Außerdem geben 49 Prozent der Befragten an, dass Journalisten die Freiheit haben, KI-Tools nach Bedarf einzusetzen. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine beträchtliche Anzahl von Akteuren im Journalismussektor offen ist für die Integration von KI und die Nutzung entsprechender Werkzeuge.
Praktischer Einsatz, beliebte Anwendungsfälle
Laut Befragung nutzen derzeit viele Newsrooms generative KI-Tools, um Zusammenfassungen zu erstellen, ihre Recherche zu vereinfachen, ihren Arbeitsablauf zu verbessern und Texte zu korrigieren. Der am weitesten verbreitete Anwendungsfall von generativer KI in Redaktionen ist der Einsatz für Textzusammenfassungen – mehr als die Hälfte der Befragten geben diesen Anwendungsfall an (54 Prozent). Darüber hinaus nutzen 44 Prozent der Befragten KI für einfache Recherchen, 43 Prozent um ihre Produktivität zu steigern, und genauso viele zum Korrekturlesen von Material. Deutlich seltener wird KI zur vollständigen Erstellung von Artikeln (32 Prozent), zur Entwicklung von Themenideen (32 Prozent) oder zur Übersetzung von Inhalten (32 Prozent) eingesetzt.
Es zeigt sich, dass der Wunsch, mit den neuen Technologien zu experimentieren, trotz Unsicherheiten groß ist. Die Newsrooms erkennen die Chancen, die generative KI bietet, um ihre Arbeitsabläufe zu optimieren und innovative Wege der Berichterstattung zu gehen.
Welche Bereiche dabei das größte Entwicklungspotential bieten, ob es bereits Guidelines für die Nutzung gibt und wer die Einführung der Tools in Newsrooms vorantreibt können Sie im vollständigen Report erfahren. Möchten Sie tiefer in unsere Erkenntnisse eintauchen?
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Autor: Kathrin Hälbich, Data Consultant, SCHICKLER
E-Mail: k.haelbich@schickler.de
Autor: Dr. Ole Martin, Manager Data Science, SCHICKLER
E-Mail: o.martin@schickler.de
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