Was ChatGPT & Co. wirklich für Publisher bedeuten

Nein, jetzt kommt nicht der klassische Witz der letzten Wochen, in dem Sie nach den ersten Absätzen lesen, dass dieser Artikel von ChatGPT verfasst wurde. Alles hier ist real geschrieben. Ja, es ist beeindruckend, was da auf uns zurollt. Jahrzehnte von Forschung werden für alle auf einmal greifbar – auch für Publisher. Welche Veränderungen werden KI-Modelle wie ChatGPT für Publisher bringen?

Bevor wir diese Frage beantworten, ein paar Must-haves, damit Sie beim nächsten Smalltalk mitreden können:

  • Wir sprechen über LLMs: Large Language Models.
  • Diese sind „trainiert“ auf Unmengen an Text. Vereinfacht: das ganze Internet und alle Bücher der Welt (daher ist auch ein großer Teil des Aufwands von OpenAI und Co. diese Unmengen an Text verfügbar zu machen, zu strukturieren, zu bereinigen).
  • „Trainieren“ heißt: Welche Worte kommen mit welcher Wahrscheinlichkeit zusammen vor, unter Einbezug der umliegenden Wörter. Das Modell lernt also Wahrscheinlichkeiten von Wortkombinationen.
  • Das Training dieser Modelle kostet geschätzt 0,5 bis 4 Millionen Dollar. Und man trainiert nicht nur einmal… und das sind nur die technischen Kosten.
  • OpenAI hat mit ChatGPT nicht die Welt neu erfunden – andere Forschungsinstitute sind ähnlich weit – aber OpenAI hat die KI-Modelle mit ChatGPT in genialer Weise einfach zugänglich gemacht.
  • Das Ganze funktioniert gleichermaßen mit Bildern, Audio, Video. Das bekannteste Modell für Bildgenerierung heißt Midjourney und es generiert fotorealistische Bilder.
  • Und jetzt noch einen für Ihren Smalltalk Highscore: das Modell von Google heißt PaLM, das von Meta/Facebook heißt LLaMA.

Wie arbeiten diese Modelle? Indem sie auf Basis ihres Inputs die nächsten Worte vorhersagen. Klingt absurd, wenn man einmal mit ChatGPT herumgespielt hat. Denn die Antworten klingen umfangreich, logisch, elaboriert. Es ist kaum vorstellbar, dass diese nur auf Basis der Vorhersage der nächsten Worte zustande kommen. Aber so ist es. Das ganze Spiel treiben die KI-Modelle auf die Spitze, denn sie umfassen nicht nur sehr viel Text als Training, sondern sie sind auch sehr „groß“. Und bei KI-Modellen gilt: Je größer, desto besser ist die Qualität und desto teurer ist das Training. Größe bedeutet: die Anzahl an Parametern / Zahlen, die im Rahmen des Trainings im KI-Modell angepasst werden. Das Training ist sozusagen die Suche nach dem besten Wert für jeden Parameter. ChatGPT-4 besitzt 100 Trillionen Parameter (das sind 100.000.000 Millionen). Im Rahmen des Trainings werden also in einem schrittweisen Prozess 100 Trillionen Zahlen gesucht, so dass das Modell die gesamte Textmenge – und die Zusammenhänge zwischen den Wörtern – bestmöglich abbilden kann. Das kostet Rechenpower und Zeit, daher die oben genannten hohen Kosten für das Training.

Da Sie jetzt die Hintergründe kennen, ist Ihnen vielleicht etwas aufgefallen: Das Training basiert auf Text, bei ChatGPT endet daher das Wissen mit dem September 2021. KI-Modelle können keine Fakten recherchieren, sie können nicht investigativ arbeiten (aber: die neuen Modelle können live auf das Internet zugreifen, Webseiten auslesen und den Text weitererarbeiten). Sie können neuen Text generieren. Das ist ein wichtiger Aspekt für die Bewertung ihres Geschäfts. Sie eignen sich auch nur bedingt als Quelle für Fakten. Da die Modelle die nächsten Worte vorhersagen, haben sie kein wirkliches Faktenwissen, es scheint nur so.

So, genug zu den Hintergründen. Sie sind ja daran interessiert, was das für Sie und ihr Geschäft heißt. Es ist ganz einfach: ALLES wird sich ändern. Glauben Sie nicht? Die US Airforce hat ein KI-Modell entwickelt, welches F16 Kampfjets fliegen kann. Nein, nicht einfach nur geradeaus auf Autopilot. Sondern im Luftkampf gegen andere Kamptjets (ein sogenannter „Dogfight“). Glauben Sie nicht, dass ihr Geschäftsmodell so besonders und die Aufgaben so kompliziert sind, dass KI ihnen nichts anhaben kann. Wenn eine KI einen Kamptjet im Zweikampf fliegen kann, dann kann es auch: Texte verfassen, Texte kürzen, Texte überarbeiten, Videos schneiden, Print-Seiten Layouten, Artikel kuratieren, Tonspuren für TV-Sendungen schreiben, Radio moderieren, Musik auswählen, Bilder generieren, Bilder auswählen, Bilder überarbeiten, … führen Sie die Liste einfach nach Belieben weiter. ALLES ist möglich.

Viele KI-Funktionalitäten werden schleichend in unseren Alltag kommen. Microsoft baut KI in die Office Produkte ein. Aus Stichworten in einer E-Mail wird ein ausformulierter Text (und sicherlich gibt es für den Empfänger auch die Funktionalität, um aus einem langen Text Stichworte zu generieren), aus Stichworten in einer Präsentation wird eine fertig designte Folie. Gehen Sie jeden Schritt und Funktionalität in ihrer Organisation durch: fast alles wird durch KI unterstützbar werden, egal ob Text, Bild, Video, Audio.

Nur eines kann KI nicht: Geschichten recherchieren, investigative Recherchen, Fakten. Das ist die große Chance für Publisher. Mit gleichen Ressourcen mehr und bessere Inhalte produzieren und diese passgenauer auf ihre Zielgruppen zuschneiden. Abwarten ist keine Option, denn die Wettbewerber haben die KI-Modelle schon im Einsatz. Prozesse analysieren, Automatisierungsmöglichkeiten prüfen, KI-Lösungen entwickeln – wir arbeiten schon in Projekte für Publisher daran.

Möchten Sie sich zu den Möglichkeiten von KI-Modellen in Ihrem Haus austauschen? Sprechen Sie uns an.

Autor: Dr. Christoph Mayer, Geschäftsführender Partner

E-Mail: c.mayer@schickler.de

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