Über 90% der in regionalen Newsportalen veröffentlichten Artikel sind zu kurz – Aufräumen mit diversen Mythen…

oder: Schreibt länger, denn es gibt einen Zusammenhang zwischen Media Time und Artikellänge.

Stimmen weit verbreiteten Aussagen wie „digital sind kurze Texte erfolgreicher“ oder „auf dem Smartphone wird weniger lang gelesen“ überhaupt?
SCHICKLER hat 750.000 Artikel auf regionalen News-Portalen analysiert und den Zusammenhang zwischen Artikellänge und durchschnittlicher Lesezeit analysiert. Basis ist das Projekt DRIVE, eine gemeinsame Initiative von SCHICKLER und dpa, in der wir Daten aus über 30 regionalen Newsportalen beziehen. Die Ergebnisse überraschen.

Das optimale Verhältnis aus Textlänge und Media Time liegt bei 1.400 Wörtern

Die durchschnittliche Lesezeit eines Artikels steigt bis zu einer Artikellänge von 1.400 Wörtern an. Wird der Artikel länger, stagniert sie zunächst und sinkt dann wieder.

Über 90% der Artikel liegt unter der optimalen Grenze von 1.400 Wörtern

Die meisten Artikel, die digital erscheinen, erreichen die optimale Marke von 1.400 Wörtern nicht. Sie könnten also mehr Lesezeit erreichen, wenn sie länger wären. Das setzt natürlich voraus, dass das Thema spannend ist. Aus der Mengenverteilung in Abbildung 2 könnte man schließen, dass die Redaktionen besser weniger und dafür spannendere (längere) Artikel schreiben. Aber das ist noch ein anderes Thema…

Auf dem Smartphone wird (fast) genauso lange gelesen wie auf dem Desktop

Auch hier räumen wir mit einem weit verbreiteten Mythos auf. Insgesamt liegt die durchschnittliche Lesezeit auf dem Smartphone leicht unter dem Desktop, aber die optimale Artikellänge für das Smartphone liegt ebenfalls bei 1.400 bis 1.800 Wörtern.

Am Wochenende wird nicht länger gelesen als in der Woche

Viele hätten es anders vermutet, aber die durchschnittliche Lesezeit pro Artikel unterscheidet sich nicht grundsätzlich zwischen Wochentagen und Wochenende. Bis zu einer Artikellänge von 1.400 Wörtern wird in der Woche sogar länger gelesen. Lediglich bei Artikeln zwischen 1.400 Wörtern und 1.800 Wörtern liegt das Wochenende etwas vorn.

Fußball wird länger gelesen als Politik, für Geschichten über Menschen gibt es keine Obergrenze

Die durchschnittliche Lesedauer pro Artikellänge unterscheidet sich nach Themen. Bei Politik beispielsweise ist die Obergrenze bereits bei 1.200 Wörtern erreicht, danach bei längeren Artikeln sinkt die durchschnittliche Lesezeit wieder. Wenn es um Fußball geht, ist diese Grenze erst 400 Wörter später erreicht, also bei 1.800 Wörtern. Interessante Ausnahme: Bei Geschichten über Menschen scheint unser Lesehunger niemals gesättigt. Wenn es um interessante Artgenossen geht, steigt die durchschnittliche Lesezeit kontinuierlich an.

Fazit

Wenn es der Inhalt hergibt können Artikel im Online-Bereich ausführlicher und facettenreicher geschrieben werden, bis zu einem gewissen Punkt wird dies durch ein höheres Engagement (Media Time) belohnt. Hier liegt erhebliches Potenzial in der Inhalteerstellung.

Übrigens: Dieser Text umfasst ca. 900 Wörter.

Für Fragen zu unserer Initiative DRIVE und Diskussionen zu den entzauberten Mythen steht Ihnen der Autor gerne zur Verfügung.

Autor: Rolf-Dieter Lafrenz, Geschäftsführer SCHICKLER

E-Mail: r-d.lafrenz@schickler.de

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