Die eSIM zeigt das Kräfteverhältnis im Mobilfunk-Markt

Bisher ist es im Mobilfunkmarkt “normal”, dass Kunden ihre SIM-Karte, ob Prepaid oder Vertrag, unabhängig von einem Endgerät beim Netzbetreiber  kaufen. Die SIM Karte und die im Chip enthaltenen Daten sind der direkte Kontakt zwischen Mobilfunkanbieter und Endkunde. Die sog. „embedded SIM“ (eSIM) ist dagegen fest im Smartphone integriert und via Funk auf einen anderen Netzanbieter umprogrammierbar. Für den Endkunden soll somit der Anbieterwechsel einfacher werden. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, denn durch eine entsprechende Programmierung der eSIM kann dem Nutzer Wahlfreiheit genommen werden.

Einen ersten Schritt in Richtung eSIM hat Apple bereits mit der „Apple SIM“ getan. Diese ist ebenfalls nicht an einen einzelnen Anbieter gebunden, bislang jedoch nur für das neueste iPad und iPad mini auf dem Markt erhältlich. Die Grundidee ist, dass für Kunden im Ausland ein Anbieterwechsel für einen günstigen Auslandstarif ohne das Auswechseln der SIM-Karte direkt vom Endgerät aus möglich ist – dies wird jedoch für deutsche Nutzer nur von wenigen ausländischen Mobilfunkanbietern unterstützt.

Inzwischen ist bekannt, dass Apple und Samsung sich bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen mit der Mobilfunkbetreibervereinigung GSMA bezüglich der fest verbauten eSIM befinden, welche die klassischen SIM-Karten ablösen soll. Auch deutsche Mobilfunkanbieter bilden Projektteams, um sich auf die neue Welt einzustellen.

Wer den Kundenkontakt besitzt, kontrolliert den Umsatzverlauf

Denn das ist einer der bisher noch nicht ausreichend betrachteten Aspekte: Konnten früher Mobile Carrier mitbestimmen, welche Devices angeboten werden und welche Zusatzfunktionen diese bieten, sind sie jetzt nur noch Reagierende. Die Innovation kommt insb. von Apple und Samsung, die Mobilfunker müssen ihre Abläufe darauf abändern. Wir können nur erahnen, wie aufwändig die Aktivierung von Verträgen, die Abbildung von Tarifwechseln etc. in den Systemen und Prozessen der großen Player abgeändert werden muss, um ohne Zugriff auf die physische SIM-Karte  zu funktionieren.

Mit der Einführung des ersten iPhone in 2007 in Verbindung mit iTunes als zentralem Hub für Content und Services begann der Shift, dass Umsatzströme weg von Mobilfunkanbietern und hin zu den Smartphone-Produzenten fließen. Ein Grund hierfür war, dass plötzlich höherwertige Produkte zur Verfügung standen als die Klingelton-Abos der frühen 2000er Jahre. Die eSIM ist der nächste wesentliche Baustein auf diesem Weg, den Kunden noch stärker an das Apple oder Samsung / Android Ecosystem zu binden, egal wer technisch für den mobilen Datentransfer sorgt.

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