5 Schlaglichter auf Mediennutzung im Sekundentakt
Spannend wird es, wenn man sich die Fragmentierung der Aufmerksamkeit ansieht, die damit einher geht.
Dem Thema folgend gibt es in diesem Beitrag fünf schnelle Schlaglichter auf das, was die “Snippet Nation” ausmacht.
Damit auch die intensiv Betroffenen jetzt nicht abspringen: Das Lesen dieses Beitrags dauert ca. 3 Minuten – das schaffen Sie!
Fünf mal Mediennutzung im Sekundentakt
(1) Mobile: Milliarden von Unterbrechungen.
Apps spülen täglich Milliarden von Push-Nachrichten auf den Bildschirm von Tablets und Smartphones, mittlerweile auch auf die Smartwatch. Beim Gedanken an den Produktivitäts-Killer der 2000er, die E-Mail Benachrichtigung auf dem Desktop, kann man da nur noch müde schmunzeln. Wer sie trotzdem noch bekommt: Hier die Anleitung für Outlook. Wer die Aufmerksamkeit von Nutzern halten will, hat auf Smartphones und Tablets also alle Hände voll zu tun. Ping!
(2) Die Mobile Nutzungsdauer steigt. Und verteilt sich.
Anfang des Jahres verbrachten schon über 40% der Deutschen mehr als eine Stunde pro Tag via Mobile im Internet. In den USA sind es im Durchschnitt aktuell schon fast drei Stunden – die mit Abstand am schnellsten wachsende Trendkurve der Mediennutzung. Die Zeit verteilt sich aber sehr ungleich. Wer seine Nutzer viel “sehen” will, muss in Gaming investieren. Wer z.B. Magazin-Apps macht, muss dagegen damit leben, seinen Nutzer nur 80 Minuten im Monat (!) zu haben. Das sind 160 Sekunden pro Tag: Nicht viel, um Inhalte zu vermitteln, Vertrauen aufzubauen und sich als Marke im Gedächtnis zu verankern.
(3) Die Aufmerksamkeitsspanne sinkt.
Microsoft hat mit einer Studie in Kanada gezeigt, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von 12 (2000) auf 8 Sekunden gesunken ist. Goldfische, so heißt es, liegen bei 9 Sekunden.
Land unter also für komplizierte Zusammenhänge und langsam aufgebaute Spannungsbögen. Und für die oben genannten 160 Sekunden pro Tag: Das sind 20 Absprungpunkte für den Nutzer, 20x die Anforderung an UI/UX und den Content selbst, den Nutzer bei der Stange zu halten. Angesichts dieser Verhältnisse wird klar, dass die Zeiten von nicht optimierten Content-Angeboten gezählt sind. Die ePaper-Variante einer Zeitung zum Beispiel hat es schwer, in diesem Takt wirksame Anker zu setzen.
(4) Die Not zur Tugend machen (I) – Content in Screen-Häppchen.
Die Amis haben es vorgemacht, jetzt gibt es auch auf Deutsch alle möglichen Zusammenfassungs-Content-Apps: Von Springer bis FAZ sind auch die großen Medienhäuser mit dabei. Der Grundgedanke ist allen gleich: Wir haben für Dich die Top-Themen ausgewählt, und hier bekommst Du nun die Wissens-Häppchen in leicht verdaubarer Form, ein Screen nach dem anderen. Circa hatte zumindest noch den Ansatz, sich entwickelnde Stories fortzuschreiben – ist aber leider pleite gegangen. Hoffentlich war das keine Kausalität.
(5) Die Not zur Tugend machen (II) – Multitasking lernen per App.
Es wäre ja gelacht, wenn es nicht auch eine App gäbe, die aus der beschriebenen Unterbrechungs-Flut und dem Aufmerksamkeitsmangel ein Geschäft machen will. Concurrency heißt sie, und sie unterbricht ihren Benutzer in unregelmäßigen Abständen zusätzlich bei der Arbeit: Natürlich wissenschaftlich fundiert und mit dem Ziel, eben diese Unterbrechungen zukünftig besser wegzustecken. Das besser zu können, wäre tatsächlich wünschenswert. Studien zeigen: Schon ein paar Sekunden Unterbrechung reichen aus, um aus der Konzentration gerissen zu werden.
Kontrastprogramm – die Peter Lustig Methode.
Wenn Sie es bis hierhin geschafft haben: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben den Goldfisch um Längen geschlagen. Das sollten Sie feiern! Und zwar nicht mit einer App die Ihnen noch mehr Unterbrechungen beschert, sondern mit einer ganz klassischen Übung. Halten Sie es doch einfach mal für eine Stunde mit Peter Lustig. Sie wissen schon: Einfach abschalten.
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