Wie ein ehemaliger SCHICKLER-Mitarbeiter mit einem Start-up den Einkauf digitalisiert

 

Can Akin war von 2013 bis 2016 als Senior-Berater Teil des SCHICKLER Beratungs-Teams. Anschließend hat er das Wachstum des SCHICKLER Start-ups Cargonexx maßgeblich mitgestaltet. Nun hat Can sein eigenes Start-up Lhotse gegründet, mit dem er kürzlich eine Finanzierungsrunde von 5 Mio. € erfolgreich abgeschlossen hat. Das Start-up Lhotse treibt mit seiner Software die digitale Transformation des Einkaufs voran. Wir haben uns mit Can getroffen und uns mit ihm über seine Zeit bei SCHICKLER, sein Start-up und den Bezug zur Medienbranche unterhalten:

 

SCHICKLER: Welche Fähigkeiten von deiner Zeit bei SCHICKLER haben dir bei der Gründung deines eigenen Unternehmens geholfen?
Can: Bei SCHICKLER habe ich viele unternehmensinterne Abläufe kennengelernt und hautnah miterlebt wie Unternehmen funktionieren. Durch die interdisziplinären Projekte konnte ich in alle Teile des Unternehmens schauen und einen sehr besonderen Einblick erhalten. Die Hands-on Mentalität in der SCHICKLER-Beratung half mir Probleme nicht nur zu erkennen, sondern sie proaktiv zu lösen. Auch die flachen Hierarchien bei SCHICKLER haben es mir ermöglicht früh Verantwortung zu übernehmen und Probleme selbstständig zu lösen.

SCHICKLER: Wofür steht der Name Lhotse?
Can: Lhotse ist mit 8.516 Metern einer der höchsten Berge der Welt. Er steht direkt neben dem Mount Everest, weswegen die meisten Menschen nie von ihm gehört haben. Ähnliches gilt für den taktischen Einkauf von Unternehmen. 80% der Ausgaben werden als strategisch wichtig eingestuft und entsprechend optimiert. Die restlichen 20%, man spricht auch vom taktischen Einkauf, werden vernachlässigt und nicht optimiert, was zu enormen Kosten führt.

SCHICKLER: Was genau ist taktischer Einkauf?
Can: Als taktischen Einkauf bezeichnen man alles für das es keine Stücklisten oder Kataloge gibt. Waren, die über den taktischen Einkauf bezogen werden sind sehr heterogen. Dazu gehören z.B. Marketing, Beratung, IT und Instandhaltungs-Artikel.

SCHICKLER: Was ist das Problem von taktischem Einkauf?
Can: In der Regel fallen Waren dieser Art, oft ad hoc geprägt und schwer zu standardisieren, nicht in den strategischen Fokus der Einkaufsabteilungen. Der notwendige Aufwand die zahlreichen Bestellprozesse funktionsübergreifend zu optimieren erscheint zu groß und ist tatsächlich im heutigen Setup vieler Unternehmen meist ökonomisch nicht sinnvoll. Die begrenzt verfügbaren Kapazitäten im taktischen Einkauf führen zu stark begrenzter Transparenz in Bezug auf historische und aktuelle Anfragen und Lieferantendaten, wodurch die Möglichkeiten der Optimierung und Kontrolle eingeschränkt werden. Diese mangelnde Effizienz führt zu Mehrkosten an unterschiedlichsten Stellen wie Lieferantenprüfung, Prozesskosten in den Fachbereichen oder einfach dem schlechteren Angebot.

SCHICKLER: Wie kann Lhotse Unternehmen helfen, dieses Problem zu lösen?
Can: Lhotse bietet eine Plattform, die eine einfache und schnelle Möglichkeit darstellt, diesen Defiziten entgegenzuwirken. Lhotse minimiert den manuellen Aufwand beim Einholen von relevanten Angeboten. Gleichzeitig wird mit Lhotse der existierende Datenschatz des Einkaufs sichtbar und nahtlos in einen intuitiven Beschaffungsprozess integriert. Gerade in bisher nicht verwalteten Kategorien sind Einsparungen von 7-15% nicht unüblich.

Schon bei der Definition des Bedarfs nutzt Lhotse Smarte Suchalgorithmen, die sowohl bereits durchgeführte Bestellungen als auch integrierte Kataloge durchsuchen. So kann Lhotse feststellen, ob es für den definierten Bedarf sinnvoll ist einen Bedarf über einen Katalog zu decken, einen bestehenden Lieferanten wiederzuverwenden oder eine Ausschreibung durchzuführen.

Im Falle einer Ausschreibung kann der Bedarf durch eine intuitive Oberfläche weiter spezifiziert werden, um vergleichbare Angebote von Lieferanten zu erhalten. Im Anschluss werden automatisiert potenzielle Lieferanten für eine Ausschreibung vorgeschlagen. Das Supplier Intelligence System ermöglicht es Lhotse, auch Bestandslieferanten mit der Bedarfsdefinition zu matchen – ohne Kategorisierung oder ECLASS Zuordnung.

Nach Spezifikation des Bedarfs führt Lhotse einen vollautomatischen Ausschreibungsprozess durch. Lieferanten können Angebote direkt in der Lhotse Plattform abgeben. Nach Ablauf der Ausschreibung kann der Bedarfsträger das beste Angebot wählen. Dank flexibler Integrationsmöglichkeiten wird dieses Angebot anschließend im gewünschten Format in das Folgesystem überführt.

Somit wird dem Bedarfsträger die lästige Suche nach dem richtigen Einkaufsweg abgenommen und zeitaufwändige manuelle Prozessschritte werden automatisiert. Der Einkauf hat maximale Transparenz über die Einkaufsvorgänge, kann sicherstellen, dass mehrere Angebote im Prozess in Betracht gezogen und der richtige Lieferant ausgewählt wurde. Dies spart Kosten sowohl im Prozess als auch direkt bei der Beschaffung.

Typische Anwendungsfelder sind die Auswahl von Marketingagenturen, den Einkauf von IT-Lösungen und den Einkauf von Instandhaltungsartikeln wie sie zum Beispiel in einer Druckerei benötigt werden.

SCHICKLER: Wieso ist Lhotse auch für die Medien-Branche relevant?
Can: Die Bedarfe sind in der Medienbranche besonders vielfältig, da Verlagsgeschäftsmodelle durch Diversifikation in den letzten Jahren sehr vielseitig geworden sind. Es ist schwierig mit bestehenden Lösungen dieser Vielfalt entgegenzutreten, ohne große Summen in Personal und eine ebenso vielfältige IT-Landschaft zu investieren. Die Kernkompetenz von Lhotse ist es genau diese Vielfalt optimal zu bedienen – aus einer Hand, mit einem Tool.

SCHICKLER: Was kannst du Medienunternehmen mitgeben, die selbst Start-ups gründen oder neue Geschäftsmodelle implementieren wollen?
Can: Es gibt an vielen Stellen Optimierungshebel und das Potenzial von scheinbar kleinen Lösungen wird immer riesig, wenn man das Problem – global – also über Unternehmen hinweg betrachtet. Wichtig, um diese Potenziale zu erkennen, ist aus meiner Sicht die Neugier, einem Problem auf den Grund zu gehen und dabei Lösungsansätze zu entwickeln.

Ideen sind schlussendlich jedoch wenig wert, die Exekution ist entscheidend. Erfolgreiche Geschäftsmodelle können nicht in der Ideation-Phase „erarbeitet werden“. Ideation ist nicht der erste Schritt einer Gründung / Implementierung, sondern nur der Anstoß, um festzustellen, in welche Richtung man gehen möchte. Smarte Lösungen entstehen erst, wenn man sich ein paar Monate die Hände schmutzig gemacht hat, und zwar nicht nebenbei, sondern 24/7.

SCHICKLER: Danke für das Gespräch und euch viel Erfolg mit Lhotse.

Bei Rückfragen erreichen Sie unseren ehemaligen SCHICKLER-Kollegen Can Akin per E-Mail (can@lhotse.de) oder über LinkedIn (https://www.linkedin.com/in/canmakin)

 

 

Das Interview führte Felix Trumm

 

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